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KPop Demon Hunters: Netflix-Hit bricht mit Klischees

KPop Demon Hunters: Netflix-Hit bricht mit Klischees

Der Film ist schrill, bunt und laut. Verrückt und humorvoll ist er auch, dazu kommt jede Menge Musik, die in den Ohren hängenbleibt. Es geht um eine K-Pop-Mädchenband, deren Mitglieder mehr als nur gedrillte Produkte der koreanischen Pop-Industrie sind: Rumi, Zoey und Mira sind "HUNTR/X", füllen Stadien oder lümmeln im Hasenschlafanzug auf dem Sofa herum, stopfen sich mit Fast Food voll und genießen ihr Popstar-Leben, ohne hartes Training und pausenloses Proben.

Nebenbei aber haben sie noch einen weiteren Job: Sie jagen Dämonen. Und zwar die Dämonen, die die Seelen der Musikfans aussaugen, um irgendwann die Weltherrschaft zu übernehmen. Dafür nimmt der Oberdämon fünf seiner treuen Schergen und macht sie zur makellosen Boyband, deren Mission es ist, HUNTR/X aus dem Pop-Olymp zu stürzen.

Bricht Klischees genüsslich auf

Der Film "KPop Demon Hunters" spielt mit allen Klischees der K-Pop-Welt - und bricht sie gleichzeitig genüsslich auf. Statt disziplinierter, perfekt gestylter Idole zeigt er drei junge Frauen, die schlagkräftig, schräg und ziemlich eigensinnig sind. Sie machen Fehler, sie streiten, sie lachen laut, auch wenn sie gerade den Mund voller Pommes haben - und sie retten am Ende trotzdem die Welt.

Zeichentrickszene: Eine Frau fliegt in Kampfpose durch die Luft und jagt einen Dämon, der recht verzweifelt wirkt.
Rumi ist selbst ein halber Dämon - um so engagierter kämpft sie gegen die UnholdeBild: Netflix/Columbia Pictures/Sony Pictures/picture alliance

Genau das mache KPop Demon Hunters so besonders, sagt Ray Seol, Professor am Berklee College of Music in Boston, im DW-Gespräch. "Die weiblichen Figuren sind hier nicht auf Niedlichkeit oder geheimnisvolle Aura reduziert. Sie sind Superheldinnen und Dämonenjägerinnen, die Stärke, Verantwortung und Selbstbestimmung verkörpern. Damit eröffnet der Film eine neue Perspektive auf die Rolle von Frauen im K-Pop."

Auch Fans freuen sich über die Darstellung der Frauen in dem Film. Charlotte ist Mitte 30 und interessiert sich sehr für die koreanische Popkultur. "Ich fand es erfrischend, dass sie gleich am Anfang sagten, sie müssten vor dem Konzert Kohlenhydrate tanken - normalerweise geht es im K-Pop immer nur ums Abnehmen", sagte sie der DW.

Drei animierte Frauenfiguren sitzen an einem mit Fast Food gedeckten Tisch und zeigen Kampfgesten mit ihren Fäusten.
Wer Superkräfte hat, braucht kalorienreiche KohlehydrateBild: Netflix/Columbia Pictures/Sony Pictures/picture alliance
Aus dem Hintergrund ins Rampenlicht

Auch musikalisch geht der Film andere Wege. Den Figuren leihen nicht etwa aktuelle K-Pop-Stars ihre Stimmen, sondern Musikerinnen, die normalerweise im Hintergrund wirken. Darunter die 33-jährige Künstlerin EJAE, die eine Pop-Idol-Ausbildung hinter sich hat, aber nie als Sängerin debütierte. Heute gehört sie als Songwriterin und Produzentin zu den gefragtesten Talenten Südkoreas und sorgt dafür, dass die Protagonistinnen auf den Bühnen so erfolgreich sind.

"Diese Frauen bringen ein ganzes Bündel an Fähigkeiten mit - vom Singen über das Songwriting bis hin zum Produzieren", erklärt Professor Seol. "Dass sie nun ihre eigenen Stücke selbst interpretieren, macht die Musik des Films besonders authentisch."

Eine Frau steht vor den Abbildungen dreier Zeichentrickfiguren und zeigt das Victory-Zeichen.
Musiktalent Kim Eun Jae nennt sich EJAEBild: Xavier Collin/Image Press Agency/Sipa USA/picture alliance

Für EJAE, die ihre Singstimme der Figur Rumi leiht und mit dem Filmsong "Golden" die globalen Billboard-Charts gestürmt hat, ist es ein unfassbarer Erfolg. "Ich hab den ganzen Tag geheult, als ich erfuhr, dass mein Song auf Nummer 1 gelandet ist," sagte sie dem Magazin "Hollywood Reporter".

Inzwischen hat der Song "Golden" allein auf Spotify über 470 Millionen Streams, der komplette Soundtrack zum Film kommt auf mehr als drei Milliarden Abrufe (Stand Anfang September 2025).

Koreanische Spezialität: Aus Krisen werden Chancen

Dass der Film so große Resonanz erfährt, liegt laut Seol auch an einem globalen Kulturwandel. Während früher Erzählungen von Eroberung dominierten, steht heute das Überwinden von Hindernissen im Vordergrund. "Korea hat diese Kunst perfektioniert: Krisen in Chancen zu verwandeln und genau diesen Spirit in die Popkultur zu übersetzen", sagt Seol.

Im Film verkörpert die Figur Rumi dieses Prinzip besonders eindrücklich. Halb Jägerin, halb Dämonin steht sie für Identitätskonflikte, die viele Zuschauerinnen und Zuschauer kennen. Lange versteckt sie ihre doppelte Natur vor ihren Freunden und ihren Mitmusikerinnen. Irgendwann aber merkt sie, dass sie ihre geheimen Kräfte gegen das Böse einsetzen kann und akzeptiert ihren vermeintlichen Makel. Sie outet sich und gewinnt am Ende.

Zwischen Glamour und Menschlichkeit

Damit reiht sich "Kpop Demon Hunters" ein in eine Tradition, die auch den globalen Erfolg der koreanischen Boyband BTS geprägt hat. Die Band wurde nicht dadurch weltberühmt, dass sie unverwundbar wirkte, sondern weil sie ihre eigenen Kämpfe sichtbar machte: von den harten Anfängen auf YouTube über finanzielle Schwierigkeiten bis hin zu Burnout-Erfahrungen. Ihre Songs handeln oft von Selbstzweifeln und dem Drang, immer weiter nach vorne zu gehen - Themen, mit denen sich junge Menschen weltweit identifizieren können, und mit denen der Band schließlich auch der Durchbruch gelang.

vier junge Frauen in schwarzen Outfits posieren für die Kamera.
Die vier Frauen von Blackpink sind durch die harte koreanische Pop-Idol-Ausbildung gegangenBild: AdMedia/Starface/IMAGO

Auch die Frauenband Blackpink greift dieses Spannungsfeld auf, wenn auch anders: Das Quartett steht für Glamour, Selbstbewusstsein und Stärke, zeigt aber zugleich, wie viel Druck hinter einer globalen K-Pop-Karriere steckt. Gerade die Mischung aus perfektem Auftritt und sehr menschlichen Momenten macht den Reiz aus.

"Genau dieses Gleichgewicht - zwischen Stärke und Verletzlichkeit, zwischen Glanz und echter Menschlichkeit - findet sich auch in KPop Demon Hunters wieder", sagt Seol. "Und deshalb funktioniert der Film weltweit so gut."

Das ist nicht zu übersehen: Mit mehr als 230 Millionen Views gehört der Film zu den erfolgreichsten Netflix-Produktionen.

dw

dw

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