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„Der Gipfel“. Surreale Ironie, aber ohne Kratzer

„Der Gipfel“. Surreale Ironie, aber ohne Kratzer
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„Stellen Sie sich darauf ein, 15 bis 18 Jahre lang festzusitzen.“ Die Warnung kommt von irgendwo außerhalb des Chalets. Und er legt ein...

„Stellen Sie sich darauf ein, 15 bis 18 Jahre lang festzusitzen.“ Die Warnung kommt von irgendwo außerhalb des Chalets. Und er legt ein...

„Stellen Sie sich darauf ein, 15 bis 18 Jahre lang festzusitzen.“ Die Warnung kommt von irgendwo außerhalb des Chalets. Und es jagt einem eine Gänsehaut ein. Denn man denkt sofort an die Krise von 2008, an die Pandemie, an das vom Markt bedrängte, unbewegliche Leben. Schade ist allerdings, dass es sich letztlich um eine der wenigen wahren Emotionen von „Il vertice“ handelt, der ersten von Marthaler signierten Piccolo- Produktion, hier in Zusammenarbeit mit Lausanne und Bobigny. Sechs Darsteller unterschiedlicher Sprachen schlossen sich in dieser Kabine dem Publikum zu. Zuerst als Bergsteiger verkleidet, dann als Herrscher der Welt. Spiel mit der Doppeldeutigkeit des Titels: der Gipfel des Berges, ein internationaler Gipfel. Draußen sind derweil die Straßen gesperrt und die Drehkreuze drehen sich. Zwei Stunden voller surrealer und ironischer Phrasen. Aber ohne Kratzer. Zwei Stunden voller Grimassen und Witze, Lächeln und Kuriositäten. Dabei bietet der szenografische Aufbau immer wieder neue Details. Nicht einmal, wenn es eine Zeichnung von Richard Scarry wäre. Und so gönnt sich der Schweizer Regisseur von allem etwas. Aber diese 120 Minuten vergehen sehr langsam, trotz der (hervorragenden) Darsteller, darunter eine applaudierte Liliana Benini . Neben der Langeweile enttäuscht vor allem der Mangel an Tiefgang. Kann eine solch ambitionierte internationale Koproduktion tatsächlich zu einer politischen Metapher werden? Es muss mehr getan werden. Wie uns Dries Verhoevens antikapitalistische Wut erneut in Erinnerung rief, verfällt Marthaler beim Festival Life in Zona K. stattdessen in Manierismen und opfert dabei die schärfsten Aspekte seiner Sprache, eine echte poetische Offenheit, den surrealistischen Spott à la Buñuel. Mehr als ein Zitat von Celentano! Und natürlich ist die Verpackung immer erstklassig. Mit einer leeren Schachtel lässt sich allerdings nicht viel anfangen. Heute letzter Auftritt, im Piccolo Strehler .

Diego Vincenti

© Reproduktion vorbehalten

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