Eine 2.700 Jahre alte Inschrift wurde gefunden: Sie fragten nach der verspäteten Steuer.

Dieses Keramikfragment ist eine 2,5 Zentimeter lange Scherbe, die Archäologen als „Splitter“ bezeichnen. Sie trägt eine in akkadischer Keilschrift verfasste Inschrift. Die Inschrift, die aus der Zeit des Ersten Tempels (1000–586 v. Chr.) stammt, stellt vermutlich eine Anfrage der assyrischen Regierung nach Informationen über eine verspätete Steuerzahlung aus Juda dar.
Die Ausgrabung fand im Rahmen von Nasssiebungsarbeiten im Nationalpark Emek Tzurim, nahe der Westmauer des Tempelbergs, statt. Im Rahmen des Programms „Archäologisches Erlebnis“ hatten Besucher die Möglichkeit, gemeinsam mit Archäologen zu sieben. Moriah Cohen, die den Fund machte, beschrieb ihre Begeisterung: „Ich bemerkte ein Stück, das wie ein Muster aussah, aber als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es Keilschrift war, und ich schrie vor Freude.“
Der Fundort des Fragments lag an einem zentralen Entwässerungskanal aus der Zeit des Zweiten Tempels (516 v. Chr.–70 n. Chr.). Experten vermuten jedoch, dass das Gebiet einst im Besitz hochrangiger Beamter war und das Fragment daher viel älter sein könnte.
Laut den assyrischen Epigraphikern Peter Zilberg und Filip Vukosavović war dieses Fragment wahrscheinlich Teil eines königlichen Siegels. In Assyrien wurden offizielle Schreiben mitunter mit Siegelabdrücken versandt, die kurze Keilschriftinschriften enthielten. Der Hinweis auf ein Lieferdatum, den „ersten des Monats Aw“, deutet darauf hin, dass es sich tatsächlich um eine offizielle Zahlungsbestätigung handelte.
Die Inschrift weist zudem darauf hin, dass der Überbringer der Nachricht ein „Wagenkommandant“ war, was darauf schließen lässt, dass sie von einem hochrangigen assyrischen Beamten überbracht wurde. Das Dokument nennt keinen Namen eines Königs von Juda, doch Experten vermuten, dass es aus der Regierungszeit von Hiskia, Manasse oder Josia stammt. Diese Könige regierten, als das Königreich Juda unter assyrischer Herrschaft stand.
Der Inhalt des Gefäßes gibt keinen eindeutigen Aufschluss darüber, ob es sich lediglich um eine technische Verzögerung oder eine bewusste politische Eskalation handelte. Experten zufolge könnte die Existenz einer solchen offiziellen Nachricht jedoch auf ernsthafte diplomatische Spannungen zwischen Juda und Assyrien hindeuten.
Petrographische Analysen deuten darauf hin, dass das Fragment nicht aus Jerusalem stammt. Seine Mineralzusammensetzung stimmt mit der von Bauwerken assyrischer Städte wie Ninive überein. Anat Cohen-Weinberger von der Israelischen Altertumsbehörde (IAA) erklärte, dass die chemischen Analysen zur genauen Herkunft des Fragments noch andauern.
Zilberg und Vukosavović kommentierten die Entdeckung: „Dieses Stück mag klein sein, aber es bedeutet viel. Dieser Fund ist der erste konkrete Beweis, den wir für eine offizielle – vielleicht angespannte – Kommunikation zwischen Jerusalem und der damaligen Großmacht haben.“
SÖZCÜ



