Banksy im Visier der Justiz: Streetart-Künstler könnte Enttarnung und Gefängnis drohen

Ein Graffito im Herzen Londons könnte zum größten Wendepunkt in der Karriere von Streetart-Künstler Banksy werden. Der gebürtige Brite, dessen Identität seit über 30 Jahren streng geheim gehalten wird, gerät nach seiner jüngsten Spray-Aktion ins Visier der Justiz. Sollte es zu einem Verfahren kommen, müsste er nicht nur mit einer empfindlichen Strafe rechnen, sondern auch mit dem Verlust seiner Anonymität.
Am Montag war an der Fassade des Queen’s Building, einem Teil des Londoner Justizzentrums, ein neues Werk aufgetaucht. Es zeigt einen Richter, der mit erhobenem Hammer bedrohlich über einem Demonstranten steht. Banksy bestätigte die Urheberschaft mit einem Foto auf Instagram und der knappen Ortsangabe „Royal Courts of Justice“.
Die Polizei reagierte umgehend und leitete eine Untersuchung wegen „krimineller Sachbeschädigung“ ein. Besonders schwer wiegt, dass es sich bei dem Gebäude um ein denkmalgeschütztes Objekt handelt. Sollte der angerichtete Schaden 5000 Pfund (rund 5800 Euro) übersteigen, droht dem Künstler laut britischem Recht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.
Noch brisanter als das Verfahren selbst ist für Banksy die Aussicht auf eine mögliche Enttarnung. Sollte er tatsächlich angeklagt werden, müsste er vor Gericht erscheinen und damit seine wahre Identität preisgeben. Damit stünde nicht nur eine Gefängnisstrafe im Raum, sondern auch das Ende eines Mythos, der maßgeblich zu Banksys Ruhm beigetragen hat: die perfekte Tarnung des berühmtesten Unbekannten der Kunstwelt.
Obwohl Banksy keinen konkreten Bezug herstellte, sehen Aktivisten in der Wandbemalung eine Anspielung auf das Verbot der Gruppe „Palestine Action“ durch die britische Regierung. Am vergangenen Wochenende wurden bei einer Protestkation fast 900 Menschen festgenommen.

Berliner-zeitung