Jone, manchmal: Kino und vibrierende Körper (***)

Alles, was vibriert, lebt. Jone ist manchmal weniger ein Film, was er offensichtlich ist, als vielmehr eine Empfindung, die so nah ist, dass sie Teil der Haut selbst sein könnte. Tatsächlich gibt es Filme, die der Netzhaut des Betrachters so nah sind, dass sie nicht einfach nur gesehen werden, sondern schmerzen, riechen, kratzen und, wenn nötig, stechen. Wegen ihrer Klarheit, ihrer Rauheit, ihrer warmen Temperatur, der Leichtigkeit, mit der sie mit dem Betrachter verschmelzen. Jone ist manchmal ein gegen die Distanz konstruiertes Kino; es ist ein Kino, das vor der Leere entsetzt ist; es ist ein Kino in derselben Kamera; es ist ein Kino, das die Asepsis der weißen Farbe auf der Leinwand widerlegt. Das Ziel beschränkt sich darauf, da zu sein, nicht einzugreifen. Immer nah, immer drinnen, immer vibrierend.
Jone ist ein sinnliches, fieberhaftes Kino, das den Film und seine Akteure bis ins Innerste ergründen will. Er erzählt die Geschichte eines Duells (oder mehrerer) und einer Entdeckung aus der Sicht der Protagonistin (Olaia Aguayo). Nach dem Verlust ihrer Mutter betrachtet Jone nun den langsamen Verfall ihres Vaters, der an Parkinson leidet. Alles spielt sich in einer Woche ab, der Woche des wichtigsten Festes von Bilbao, und dort, im Feuer der Feierlichkeiten, brennen Sorgen, Zweifel und Fieber. Und so weiter, bis zur Entdeckung von etwas Neuem, das man durchaus als Liebe bezeichnen könnte. In Wahrheit ist es einfach etwas, das vibriert, egal was passiert. Die Idee ist, dem Alltag, dem Gewöhnlichen, dem Zufälligen, dem Überflüssigen zu folgen, dem, was nie einen Film verdient hat. Und von dort, hinter fast allem, eine seltsame Poetik ohne Verse zu konstruieren, eine Art heroisches Porträt des vermeintlich Banalen. Sara Fantova beweist ihre Expertise in der perfekten Kombination von Kontrasten, in der erdigen Darstellung eines Kinos, das zutiefst existenziell und übertrieben lebendig ist. Ein Debüt, das sich so sehr seines Debüt-Daseins bewusst ist, dass es alles bietet und alles konsumiert. Lebendig.
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Regie : Sara Fantova. Darsteller : Olaia Aguayo, Josean Bengoetxea, Ainhoa Artetxe, Elorri Arrizabalaga. Dauer : 80 Minuten. Nationalität : Spanien.
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