Sprache auswählen

German

Down Icon

Land auswählen

Spain

Down Icon

Lucía Martínez Alcalde, Autorin: Wir können nicht alles tun (und das ist okay)

Lucía Martínez Alcalde, Autorin: Wir können nicht alles tun (und das ist okay)

In einer Zeit, die von Eile, Selbstanspruch und digitaler Überbelichtung geprägt ist, wird „The Art of Not Getting Everything“ (EUNSA, 2025) von Lucía Martínez Alcalde als notwendige, fast dringende Lektüre präsentiert. Weit davon entfernt, Zauberformeln für mehr Effizienz zu versprechen, bietet dieses Buch etwas viel Wertvolleres: eine aufrichtige, erhellende und zutiefst menschliche Diskussion darüber, wie man inmitten des Chaos des Alltags ein wahrhaftiges Leben führen kann.

Martínez Alcalde, Philosophin, Journalistin und Mutter dreier Kinder, greift auf ihre eigenen Erfahrungen zurück, um einen kritischen und doch mitfühlenden Blick auf das Leben derjenigen zu werfen, die versuchen, alles durchzuhalten, ohne aufzugeben: Mütter, Väter, engagierte Berufstätige, die intensiv lieben, große Träume haben und oft am Rande der Erschöpfung leben.

In den letzten Jahren haben Experten und Analysten vor einem wachsenden Phänomen gewarnt: dem „großen Burnout“. Endlose Arbeitstage, digitale Hyperkonnektivität, familiäre und soziale Anforderungen sowie der ständige Leistungsdruck haben zu einem Zustand kollektiver Erschöpfung geführt. Ein Gefühl, immer am Rande zu sein, das leider zur Normalität geworden ist. In diesem Zusammenhang ist dieses Buch keine technische Lösung, sondern ein Zufluchtsort der Klarheit und des Trostes.

Die Kunst, nicht alles zu tun - Lucía

Die Kunst, nicht alles zu tun – Lucía Martínez Alcalde

EUNSA

Von den ersten Seiten an fordert uns der Autor dazu auf, nicht mehr so ​​zu tun, als könnten wir alles schaffen. Ihre warme und nachdenkliche Stimme umhüllt uns mit einem ehrlichen Bericht, durchsetzt mit alltäglichen Anekdoten, kulturellen Bezügen und Fragen, die uns einladen, in uns hineinzuschauen. Was auf den ersten Blick wie ein Essay zum Thema Zeitmanagement aussieht, wird in Wirklichkeit zu einer tieferen Reflexion: Was lassen wir zurück, wenn wir versuchen, alles zu erledigen?

Eine der eindringlichsten Erkenntnisse des Buches besteht darin, wie es die emotionale und körperliche Erschöpfung in Worte fasst, die viele Frauen – und zunehmend auch Männer – still erleben. Diese Müdigkeit lässt sich nicht dadurch beseitigen, dass wir mehr schlafen, sondern dadurch, dass wir uns darüber im Klaren werden, woher wir kommen und wohin wir gehen. Der Autor demontiert eindeutig das Ideal der Allgegenwart und der totalen Kontrolle und fordert uns auf, unsere Grenzen nicht als Niederlage zu akzeptieren, sondern als eine vernünftigere und erfüllendere Art, in der Welt zu sein.

In diesem Befreiungsprozess ist es wichtig, den Mythos des Multitasking in Frage zu stellen. Martínez Alcalde stellt sich gegen die vorherrschende Meinung und zeigt, dass wir nicht effizienter werden, wenn wir viele Dinge gleichzeitig tun, sondern dass wir eher abgelenkter sind und den Bezug zu dem verlieren, was wirklich wichtig ist. Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben sind verschwommen und die ständige Erreichbarkeit hat Ruhe zu einem Luxus gemacht. Wir leben informiert, verfügbar, aber geistig erschöpft.

Daher befasst sich das Buch auch mit der Herausforderung der Trennung. In einer Kultur, in der wir durch die Technologie ständig online sind, ist das Lernen, die Verbindung abzubrechen, keine kosmetische Option, sondern eine lebenswichtige Notwendigkeit. Nicht nur, um neue Energie zu tanken, sondern auch, um die Gegenwart authentischer zu erleben.

In diesem Sinne befasst sich „Die Kunst, nicht alles zu erledigen“ mit der Bedeutung, Nein sagen zu lernen. Nicht als Akt der Rebellion oder Selbstsucht, sondern als Geste klarer Liebe: zu sich selbst, zu den wertvollsten Verbindungen, zu dem, was wirklich wichtig ist. Indem wir Nein sagen, können wir Räume der Ruhe schützen, unsere Aufmerksamkeit wiedererlangen und ein weniger fragmentiertes Leben führen.

Damit entlarvt die Autorin auch auf subtile Weise einen weiteren tief verwurzelten Mythos: den der allmächtigen, allgegenwärtigen, unermüdlichen und unerschütterlichen Frau. Im Gegensatz zu dieser idealisierten Figur schlägt er eine realistischere Menschheit vor: eine, die ihre Bedürfnisse erkennt, die um Hilfe bittet, die es zulässt, ins Wanken zu geraten, ohne sich weniger wertvoll zu fühlen. Aus dieser Perspektive führt Verletzlichkeit nicht zu einer Schwächung, sondern öffnet vielmehr den Weg zu echteren und fruchtbareren Beziehungen.

Das Buch bleibt jedoch nicht bei der Diagnose stehen. Es bietet auch eine hoffnungsvolle Alternative: Loslassen. Nicht aus Passivität, sondern aus Vertrauen. Die Kontrolle loszulassen bedeutet nicht aufzugeben, sondern vielmehr zu akzeptieren, dass nicht alles von uns abhängt, dass auch Ruhe fruchtbar ist und dass manchmal die besten Dinge im Leben passieren, wenn wir langsamer werden.

Daher ist „Die Kunst, nicht alles zu tun“ eine Einladung, Erfolg und Produktivität neu zu definieren. Jenseits von To-Do-Listen und messbarer Leistung schlägt es einen menschlicheren und freieren Ansatz vor, bei dem es nicht darauf ankommt, wie viel wir tun, sondern wie viel Präsenz und Liebe wir bei dem erleben, was wir tun.

In einer Gesellschaft, die Geschwindigkeit, Effizienz und Unmittelbarkeit belohnt, erinnert uns dieses Buch mit Tiefe, Zärtlichkeit und Mut daran, dass Bindungen nicht in Eile entstehen. Dieses Leben wird nicht daran gemessen, was wir im Kalender abhaken, sondern an der Qualität unserer Beziehungen, der Tiefe unserer Ruhe, der Freiheit zu wissen, dass wir begrenzt sind … und dennoch zutiefst wertvoll.

Bibliographische Angaben Die Kunst, nicht alles zu tun Ein Gespräch über Zerbrechlichkeit, große Träume und Chaos

Lucía Martínez Alcalde, University of Navarra Publications (EUNSA), 2025. Verfügbar unter https://www.eunsa.es/libro/el-arte-de-no-llegar-a-todo_161302/

lavanguardia

lavanguardia

Ähnliche Nachrichten

Alle News
Animated ArrowAnimated ArrowAnimated Arrow