Cinema Jazireh trat im Goldenen Ball auf: Afghanistans stiller Schrei spiegelte sich auf der Leinwand

Eine der meistdiskutierten und umstrittensten Produktionen beim diesjährigen 32. Adana Golden Ball Film Festival war „Cinema Jazireh“, die herzzerreißende Geschichte einer Mutter auf der Suche nach ihrem Sohn in Afghanistan. Doch hinter dieser Suche erkundet Regisseurin Gözde Kural eine dunkle Realität in Afghanistan: den systematischen sexuellen Missbrauch heranwachsender Jungen, die als „Tanzjungen“ bekannt sind.
Kural, der dieses Bacha Bazi genannte System auf die Leinwand brachte, sagt: „Dieser Geschichte gegenüber gleichgültig zu bleiben, würde gegen das Gewissen verstoßen.“
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur ANKA erklärt Regisseurin Gözde Kural, dass sie keine persönliche Verbindung zu Afghanistan habe, aber mit 21 Jahren mit dem Rucksack dorthin gereist sei. Neugierig hatte sie von dem Land gehört, als ihr Vater während der Anschläge vom 11. September in New York war. Die Realitäten und menschlichen Geschichten, die sie dort erlebte, inspirierten sie zu ihrem ersten Film und nun auch dazu, sich einem schwierigen Thema wie „Bacha Bazi“ zu widmen. Kural sagt: „Als ich zurückkam, hatte ich das Gefühl: ‚Ich muss etwas tun.‘“
Was ist „Bacha Bazi“?Kural beschreibt Bacha Bazi als „ein grausames System, in dem mächtige und reiche Männer heranwachsende Jungen zur Unterhaltung und sexuellen Ausbeutung kaufen.“ Anstatt diesen Missbrauch direkt auszunutzen, zeigt der Film die lebenslangen Auswirkungen dieses Traumas und seine Widerstandsfähigkeit anhand von Zabur (Mazlum Sümer), einer Figur, die dem System entkam.
„Ich konnte mich monatelang nicht erholen“Schauspieler Mazlum Sümer beschreibt, wie herausfordernd die Vorbereitung auf die Rolle für ihn war: „Als ich das Drehbuch las, war mir nicht nur unwohl; ich war verlegen, gelangweilt und wütend.“ Er fügt hinzu, dass er für die Rolle Persisch gelernt, mit afghanischen Beratern zusammengearbeitet, sich von seinem sozialen Umfeld isoliert und die Einsamkeit der Figur erlebt habe. Selbst nach den Dreharbeiten konnte er die psychische Belastung der Rolle monatelang nicht abschütteln.
Regel: „Ich habe keine Angst vor Prügeln, solange dieses Thema besprochen wird.“Gözde Kural freut sich über die Kritikerlob und die Diskussionen, die der Film ausgelöst hat: „Wenn ein Film wütend oder verstörend wirkt, dann hat er den richtigen Nerv getroffen.“ Laut Kural ist Bacha Bazi im Kern ein Spiegelbild des universellen Problems männlicher Gewalt und Machtmissbrauchs.
Der Film richtet einen Appell an die ganze Welt mit den Worten: „Wenn wir Kinder nicht schützen können, können wir nichts schützen.“
SÖZCÜ