Sean (Diddy) Combs ist jetzt nüchtern und gedemütigt, sagen Anwälte dem Richter

Die Anwälte des Musikmoguls Sean (Diddy) Combs drängten am Montag einen Richter, ihn wegen seiner Verurteilung in zwei Fällen von Prostitution zu einer Gefängnisstrafe von höchstens 14 Monaten zu verurteilen. Das bedeutet, dass er fast sofort freikommen würde, wenn der Richter zustimmte.

In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte Combs‘ Anwaltsteam, er sei bereits genug bestraft worden.

„Der Promistatus von Herrn Combs in den Bereichen Musik, Mode, Spirituosen, Medien und Finanzen ist zerstört und das Vermächtnis von Herrn Combs ist zerstört“, schrieben die Anwälte an Richter Arun Subramanian, der am 3. Oktober über das Urteil gegen den ehemaligen Hip-Hop-Mogul entscheiden soll.

Die Gerichtsakte lieferte auch neue Informationen darüber, wie Combs‘ Leben während seiner fast 13 Monate hinter Gittern aussah. Sie beschreibt eine intensive Überwachung durch Wärter und mindestens eine Androhung von Gewalt.

Combs wurde im Juli wegen zweier Verstöße gegen den Mann Act verurteilt, der den zwischenstaatlichen Handel im Zusammenhang mit Prostitution verbietet. Die Staatsanwaltschaft erklärte, er habe bezahlte sexuelle Begegnungen zwischen seinen Freundinnen und männlichen Sexarbeitern arrangiert. Jeder Anklagepunkt sieht eine Höchststrafe von zehn Jahren Gefängnis vor.

Der Gründer von Bad Boy Records wurde von den Vorwürfen der Verschwörung zur organisierten Kriminalität und des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung freigesprochen, die zu einer lebenslangen Haftstrafe hätten führen können.

In ihrer Stellungnahme argumentierten Combs‘ Anwälte, dass die Jury mit der Freisprechung Combs‘ von den schwerwiegendsten Anklagepunkten ein Zeichen gesetzt habe.

„Er hat über ein Jahr in einem der berüchtigtsten Gefängnisse Amerikas abgesessen – und doch das Beste aus dieser Strafe gemacht. Es ist Zeit für Mr. Combs, nach Hause zu seiner Familie zu gehen, damit er seine Behandlung fortsetzen und versuchen kann, das Beste aus dem nächsten Kapitel seines außergewöhnlichen Lebens zu machen“, fügten sie hinzu.

Die Staatsanwaltschaft hat angekündigt, den Richter zu drängen, Combs jahrelang in Haft zu behalten.

Selbstmordwache

Combs‘ Leben im Gefängnis sei zeitweise erschütternd gewesen, sagten seine Anwälte.

Einmal sei ein Häftling mit einem Messer – einer improvisierten Klinge – auf Combs zugekommen und habe ihn beschuldigt, auf seinem Stuhl zu sitzen, schrieben die Anwälte. Combs habe den Mann beruhigt, so die Anwälte.

Sie sagten, er stehe unter ständiger Überwachung, um Selbstmordversuche zu verhindern. Das bedeutet, dass er den Wärtern alle zwei Stunden seinen Ausweis vorzeigen muss, um zu beweisen, dass er gesund und munter ist. Außerdem werde er in einer hell erleuchteten Zelle häufig aus dem Schlaf gerissen.

Combs erhitzt sein Trinkwasser, weil er nicht darauf vertraue, dass es sauber sei, und müsse in einem schlafsaalähnlichen Raum mit einem Badezimmer ohne Tür im Umkreis von zwei Fuß von anderen Insassen schlafen, schrieben die Anwälte.

„Herr Combs hat seit fast 13 Monaten keine frische Luft mehr geatmet und kein Sonnenlicht auf seiner Haut gespürt. Aufgrund einer schmerzhaften Knieverletzung, die operiert werden muss, hinkt er oft“, sagten sie. Und das Essen, fügten sie hinzu, enthalte manchmal Maden.

Trotz aller Unannehmlichkeiten habe das Gefängnis es Combs ermöglicht, zum ersten Mal seit 25 Jahren nüchtern zu werden, schrieben seine Anwälte.

Sie stellten ihren Klienten als einen veränderten Mann dar, der erkannt hatte, dass sein übermäßiger Drogenkonsum, darunter auch einige von Ärzten verschriebene, zu den Gewalttaten beigetragen hatte, an denen er beteiligt war.

„Ohne das Verhalten von Mr. Combs herunterzuspielen, handelt es sich in vielerlei Hinsicht um eine ‚Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll‘-Geschichte“, sagten sie.

Im Prozess gegen den Musikexperten waren auch zwei Ex-Freundinnen von Combs zu Wort. Sie sagten aus, sie hätten sich gezwungen gefühlt, unter Drogeneinfluss an Sexmarathons mit männlichen Sexarbeitern teilzunehmen, während Combs zusah. Die R&B-Sängerin Cassandra (Cassie) Ventura beschrieb, wie sie von Combs geschlagen wurde, als sie ihm missfiel.

Eine andere Ex-Freundin, die unter dem Pseudonym „Jane“ aussagte, sagte, sie habe sich ebenfalls unter Druck gesetzt gefühlt, sexuelle Handlungen mit männlichen Sexarbeitern vorzunehmen, und sagte aus, er habe sie in einem einzigen Wutanfall in den Würgegriff genommen und ihr ins Gesicht geschlagen.

„Ein demütiger Mann“, sagen Anwälte

Combs‘ Anwälte beschrieben ihn als „einen bescheidenen Mann“. Sie zitierten Combs mit den Worten gegenüber einem Bewährungshelfer: „Erfolg und Geld gaben mir die Freiheit, alles zu tun, was ich wollte, ohne wirkliche Konsequenzen.“

„Ich nannte mich selbst einen König. Aber ich habe mich nicht wie ein König verhalten. Ich habe mich nicht wie ein Mann verhalten“, sagte Combs laut den Anwälten. „Diese Situation hat mich zu einem Mann gemacht, einem Mann, der seine Verantwortung kennt und versteht.“

Anwälte sagen, Combs' Karriere und Ruf seien ruiniert

Combs' Niedergang habe sein Geschäft ruiniert, erklärten seine Anwälte. Mehr als 100 Mitarbeiter seiner Unternehmen seien entlassen worden. Viele hätten aufgrund ihrer früheren Verbindung zu Combs keine neue Stelle finden können, schrieben die Anwälte.

Seine sieben Kinder, so hieß es, hätten mit „verheerenden Konsequenzen“ zu kämpfen gehabt, darunter entgangene Geschäftsmöglichkeiten in den Bereichen Schauspielerei, Fernsehen, Mode und Konzerte. Einige von ihnen seien in einige der fast 100 Zivilklagen verwickelt, die seit seiner Verhaftung gegen Combs eingereicht wurden.

Die Anwälte wiesen außerdem darauf hin, dass Combs und seine Familie in einer Hulu-Show über ihr Leben auftreten sollten, die Show jedoch abgesetzt wurde, als die Vorwürfe gegen ihn öffentlich wurden.

Combs wurde aus den Gremien dreier von ihm gegründeter Charter Schools in Harlem, der Bronx und Connecticut entfernt und ihm wurde die Ehrendoktorwürde der Howard University aberkannt. Die Universität plant, ihm seine früheren Spenden zurückzuzahlen, hieß es.

Die Staatsanwaltschaft hat ihre Strafmaßempfehlungen noch nicht vorgelegt, doch in einer früheren Gerichtsakte hieß es, seine „umfangreiche Gewaltgeschichte“ und seine Versuche, sein Verhalten herunterzuspielen, zeigten, dass er noch immer eine gefährliche Person sei.