„To the North“: ein hyperrealistisches Shakespeare-Haus in einem Containerschiff
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Von Guillaume Loison
Veröffentlicht am
„Nach Norden“ von Mihai Mincan. DEFILM / REMORA-FILME
Drama- Rezension von Mihai Mincan, mit Nikolai Becker, Soliman Cruz, Noel Sto. Domingo (Rumänien, 2.02 Uhr). Ab 26. Februar im Kino ★★★☆☆
Sturm in den Korridoren eines Containerschiffs auf dem Weg nach Kanada: Dumitrus Schicksal schwankt zwischen der Hinrichtung, der Bestrafung, die die Schiffsoffiziere blinden Passagieren angedroht haben, und einem Aufschub, den ihm der Mechaniker Joel gewährt, der ihn im Laderaum versteckt. Die Stärke dieses maritimen „Huis Clos“, das vor drei Jahren in Venedig vorgestellt wurde? Der Hyperrealismus der Kulisse (ein authentisches Frachtschiff, an Bord dessen eine nach Nationalität geordnete Besatzung koexistiert) wird mit einer ausgeprägten Stilisierung (Soundeffekte, wirbelnde Kamera) verbunden. Genug, um dem Film eine interessante Shakespeare-Tiefe zu verleihen. Der zurückgezogen lebende Migrant, der kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht, und sein Schutzengel, der sich mitten in einer mystischen Krise befindet, sind weniger durch eine kameradschaftliche Situation miteinander verbunden als vielmehr vom Schreckgespenst eines vielgestaltigen Bösen bestrahlt. Von der Tyrannei, die der taiwanesische Kapitän, eine schöne Figur der Schande, errichtet hat, bis hin zum göttlichen Zorn, der am Horizont auftaucht, ist es eine grenzenlose Hölle, die „To the North“ abdeckt.
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