Habip Aydoğdu: Notizen zur ungelebten Geschichte – Das rote Echo der Erinnerung in CerModern

Die Ausstellung entfaltet sich vor uns wie eine chronologische Erinnerungskarte, die ein Vierteljahrhundert von den 2000er Jahren bis 2025 umfasst. Die Texte und Worte auf jeder Leinwand sind nicht bloß visuelle Formen; sie durchdringen das Gewebe des Gemäldes, mal wie ein leises Flüstern, mal wie ein durchdringender Schrei. Diese Texte tragen die Spuren des tiefgründigen Dialogs des Künstlers mit dem persönlichen und kollektiven Gedächtnis; sie berühren die Wunden der Vergangenheit und erinnern zugleich an eine Zukunft, die noch gelebt werden muss.
Auf den Spuren von „Habip Red“Aydoğdus Reise führt ihn zur roten Stempelfarbe, die er 1976 während seines Militärdienstes in Nusaybin entdeckte. Diese zufällige Farbe ist zu einer Erinnerung geworden, die nun fester Bestandteil der Identität des Künstlers ist. Dieses Rot, das in unterschiedlicher Intensität auf jeder Leinwand widerhallt, ist mal das Feuer eines Schreis, mal das Blut einer tiefen Stille. Beim Durchwandern der Ausstellung spürt man, dass diese Farbe nicht nur Farbe ist, sondern eine von der Zeit unberührte Signatur.
Aydoğdu wurde 1952 in Konya geboren. Sein Werdegang reicht von der Ivriz-Grundschule über die Istanbuler Kunstgewerbeschule bis hin zu seinen Jahren als Grafikdesigner bei TRT. Seit er sich 1988 ganz der Malerei widmete, war jede seiner Ausstellungen ein Ort der Auseinandersetzung und Transformation: von den „Streets Screaming“-Ausstellungen der 1980er Jahre über das Millennium-Projekt 1999 bis hin zu „Reckoning and Defending Life“, das mit dem 20. Jahrestag der Kunst zusammenfiel. „Notes on Unlived History“ ist ein visuelles Erinnerungswerk, das das letzte Vierteljahrhundert dieser Reise sowohl mit der Vergangenheit als auch mit einer noch ungeschriebenen Zukunft verbindet.
EINE ZUKÜNFTIGE ERINNERUNG AUFBAUENDie großzügigen, industriellen Räume von CerModern spiegeln Aydoğdus rote, textreiche Leinwände wider. Hier begegnet man weniger der Stille des Gemäldes als dem unendlichen Rauschen der Farben und Worte. Jeder Pinselstrich, jedes Wort ist ein in die Geschichte von morgen eingeschriebenes Dokument; ein visuelles Manifest, das die Erinnerung an eine Zukunft konstruiert, die heute noch gelebt werden muss.
„NOTES TO UNLIVED HISTORY“ IST BIS ZUM 14. DEZEMBER 2025 IM CERMODERN ZU SEHENDiese Ausstellung ist eine einzigartige Einladung für alle, die nicht nur die Bedeutung spüren möchten, die ein Maler der Farbe Rot zuschreibt, sondern auch die tiefe Wunde, die Erinnerung und Kunst der Zeit zufügen.
Cumhuriyet