Saison 2025/26: Berliner Philharmoniker bringen spektakuläre Neuentdeckung

Das Geheimnis der Programme der Philharmoniker liegt in der Kombination aus Alt und Neu. Andrea Zietzschmann, die Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker, sagte der Berliner Zeitung über das kommende Programm: „Wir haben diese Spielzeit unter das Thema ‚Kontrovers!‘ gesetzt. Es geht um Diskussionen und Debatten in der Musikgeschichte. Wenn man heute zurückblickt, denkt man, es war alles homogen und freundlich. Aber es gab immer schon Riesen-Kämpfe, etwa zwischen Brahms und Liszt oder Debussy und Schönberg. Es gab viele Debatten in der Musikgeschichte, und da wollen wir unser Publikum mit auf die Reise nehmen.“ Zietzschmann: „Wir versuchen, eine gute Mischung zu machen aus unserem Repertoire – Beethoven, Brahms, Mahler, Strauss, Bruckner – mit gewissen kleinen Herausforderungen für unser Publikum.“
Zietzschmann ist in diesem Zusammenhang ein echter Coup gelungen. Im Februar führen die Philharmoniker unter Paavo Järvi die E-Dur-Symphonie von Hans Rott auf. Das viel zu selten gespielte Werk ist eines der wichtigsten Werke der Wiener Spätromantik. Angeblich hat sich Gustav Mahler für seine erste Symphonie bei Rott bedient, was Mahler stets bestritten hat. Rott war der Lieblingsschüler von Anton Bruckner und galt in der damaligen Wiener Szene als der begabteste von allen jungen Komponisten. Leider verhinderte eine psychische Erkrankung die volle Entfaltung seines künstlerischen Genius.
Seine einzige Symphonie gibt Zeugnis, welche unglaubliche Klänge im Rahmen der Tonalität möglich waren. Rott starb 26-jährig auf tragisch Weise. Die E-Dur-Symphonie müsste eigentlich zum Standardprogramm gehören. Es ist ein großes Verdienst, dass es Intendantin Zietzschmann gelungen ist, die Berliner Philharmoniker davon zu überzeugen, dieses Werk einzustudieren. Zietzschmann und Järvi hatten die Symphonie bereits für Frankfurt am Main entdeckt.
Die kommende Saison bringt wieder große Dirigenten nach Berlin, unter anderem Herbert Blomstedt, Gustavo Dudamel und Andris Nelsons. Emmanuelle Haim wird mit den Philharmonikern Lully und Rameau realisieren. Jordi Savall ist eine Hommage gewidmet, er wird sein Debüt als Dirigent der Philharmoniker geben. Zietzschmann sagt: „Natürlich haben wir das Who’s who der Dirigentinnen und Dirigenten am Start.“ Das betrifft im Besonderen den Chef der Philharmoniker. Zietzschmann: „Kirill Petrenko prägt unser Repertoire und damit die Spielzeit. Wir sitzen immer mit ihm zuerst am Tisch für die Planung, er hat gewisse Linien, die er fortsetzen will, etwa mit Brahms’ Erster, in der intensiven Auseinandersetzung mit Zimmermanns Oboenkonzert. In der Fortsetzung seiner Beschäftigung mit Mahler gibt es die Achte Symphonie, die nach 15 Jahren wieder gespielt wird. Eine gewisse Rarität ist Skrjabins Dritte, gepaart mit Brahms’ Violinkonzert, gespielt von Janine Jansen, unserer hochgeschätzten Artist in Residence.“
Auch die Oper wird wieder eine wichtige Rolle spielen, sagt Andrea Zietzschmann: „Spannend ist unsere Rückkehr nach Salzburg, wo wir den Ring machen. Davon gibt es konzertant dann jeweils eine Aufführung in Berlin, beginnend mit dem ‚Rheingold‘.“ Die Intendantin weiter: „Wir erleben gerade mit Kirill Petrenko, mit dem wir mehr Oper machen als mit anderen Dirigenten, wie großartig Oper auch als Erfahrung für das Orchester ist. In puncto Zusammenspiel, Zusammenhören, Flexibilität sind szenische Opernaufführungen absolut prägend. Es war immer etwas Besonderes, dass unser Orchester eine Oper im Graben spielt, und das bei eigenen Festspielen.“
Ein großer Name fehlt in der kommenden Spielzeit: Der neue Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden wird wegen terminlicher Überlastung nicht mit den Philharmonikern musizieren, wie die Intendantin erklärt: „Wir freuen uns immer sehr über Christian Thielemann, aber in dieser Spielzeit ist es nicht möglich gewesen. Er ist extrem ausgebucht, und nun kommen noch die Verpflichtungen an der Staatsoper hinzu.“
Berliner-zeitung